Im Treppenhaus
Er legte die Rechnung in das Päckchen und frankierte dies ordnungsgemäß. Das Päckchen ging an das andere Ende der Republik, auf den Absender schrieb er: Frank Hohlemann - Treppenhausgeruchsjäger. Im Grunde war es ein einfacher Job. Man klingelte, sagte, man wäre von der Post, würde die Wochenzeitung bringen oder ähnliches. Sobald man das Treppenhaus betreten hatte, öffnete man eine der blauen Flaschen, ließ ein paar Minuten Luft einströmen und verschloss diese dann mit einem Korken. Warum es ihn trotzdem gab? Er wusste es nicht, nahm aber an, die Leute hätten keine Zeit, Orte ihrer Erinnerung aufzusuchen. Kamen sie mal an einem vorbei, genierten sie sich. Dort klingeln? Er selbst kannte diese Befindlichkeiten nicht. In zwei Tagen würde eine Dame mittleren Alters das Päckchen und die Flasche öffnen und durch das Haus ihrer Großeltern streifen, einem Altbau in einem sanierten Viertel. Sie würde an den Kacheln vorbei die steile Holztreppe bis in den zweiten Stock hinaufgehen, ihre Großmutter würde ihr öffnen.

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